Erfolgreiche Radtour der SPD-Fraktion

Gernsheim, 27. August 2021. Die kommunalpolitische Rundfahrt der Gernsheimer SPD hielt am Ende viele gute Informationen, jede Menge neuer Ideen und überraschende Anmerkungen von Teilnehmern parat, bis hin zum Wunsch, dass man die Kompetenzen eines Landrates derart erweitern solle, so dass dieser auf die Gestaltung des Gernsheimer Badesees Kiesloch Einfluss nehmen könne. Aber der Reihe nach: Auf den Parkplatz des ehemaligen Hallenbades begrüßte Fraktionsvorsitzender Achim Jirele die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und auch die Kandidatin für das Direktmandat bei den Bundestagswahlen für den hiesigen Wahlkreis Melanie Wegling aus Ginsheim-Gustavsburg, die im Anschluss die Gelegenheit nutzte, sich noch einmal persönlich vorzustellen. Sie betonte, dass sie aus einer Handwerkerfamilie komme, seit 2011 in der Kommunalpolitik aktiv ist und dass sie daher die Sorgen, Ängsten und Probleme der Bürgerinnen und Bürger im Wahlkreis sehr genau verfolge und diese von Berlin aus auch zielgerichtet angehen wolle. An der ersten Station dem Gernsheimer Stadtwald, wurden die Teilnehmer von Forstamtsleiter Klaus Velbecker am Parkplatz Stockweg in Empfang genommen und gleich zum ersten Erläuterungspunkt geführt. „Nach den letzten drei extremen Sommern zeigen sich bei vielen Waldbäumen die fatalen Wirkungen von wiederholtem Trocken- und Hitzestress. Wir registrieren seit dem letzten Jahr erhebliche Absterbe Erscheinungen bei nahezu allen Baumarten im Gernsheimer Stadtwald. Fichte und Lärche werden vom Borkenkäfer zum Absterben gebracht. Bei Douglasie und Kiefer verbinden sich Trockenstress und der Befall mit Diplodia-Triebsterben (eine Pilzerkrankung). Bei Buche kommen neben dem Trockenstress pilzliche Rindenbranderreger vor. Eschen, befallen vom Eschentriebsterben, und Ahorne mit der Russrindenerkrankung, ebenfalls einem Pilzbefall, sterben flächig ab und stellen ein nicht unerhebliches Verkehrssicherungsproblem durch eine sehr schnell fortschreitende Weißfäule dar. Selbst die sonst so widerstandsfähigen Eichen werden von Pilzen und Schadinsekten zum Absterben gebracht“, betonte Velbecker. Man wolle weg von der Monokultur hin zu Mischkulturen, um das Risiko bei Krankheitsbefall von Bäumen zu verteilen. Velbecker betonte aber auch, dass Deutschland weltweit mit 150 Millionen Kubikmetern Holz an vierter Stelle bei den Holzimporten stehe und jeder Kubikmeter der aus Deutschland komme, müsse nicht importiert werden. Aus dem Wald ging die Fahrt über Maria Einsiedel, am Gelände des OGV vorbei zum Badesee Kiesloch, wo Landrat Thomas Will die Teilnehmer begrüßte. Bevor Will auf den Badesee einging, warnte er noch einmal eindrücklich vor den Gefahren am Rhein. „Würden sie ihre Kinder auf einer Autobahn spielen lassen?“, fragte Will. Der Rhein sei eine Bundeswasserstraße und man müsse immer auf die Gefahren, nicht nur für Gelegenheitsschwimmer, hinweisen. „Wir haben im Kreis Groß-Gerau zu wenige Hallenbäder, das merken wir beim Schulschwimmen, aber auch in der Ausbildung – zum Beispiel bei der DLRG. Darum haben wir uns entschlossen ein interkommunales Projekt zu starten, um neue -überdachte Schwimmflächen- zu schaffen“, betonte Will, mit dem Hinweis, dass im Herbst dazu erste Ergebnisse vorliegen werden. Der Badesee hier in Gernsheim sei ein richtiges Kleinod. „Es lohnt sich ihn zu pflegen und zu erhalten, als Naherholung für Gernsheim und den südlichen Kreis Groß-Gerau“, so Will, der den Teilnehmern versprach speziell zu diesem Thema noch einmal nach Gernsheim zu kommen, was Elfriede Dörsam spontan zu der Äußerung veranlasste, dem Landrat zum Thema Badesee mehr Kompetenzen einzuräumen. „Ich will hier weiterhin schwimmen gehen und keinen Naturtümpel haben, wie es schon aus dem Stadthaus geäußert worden sei“, betonte Dörsam. Als Kleinod bezeichnete auch Roland Kramer den Badesee Kiesloch, der 1938 bei Kiesbaggerarbeiten entstand und noch lange nicht am Ende seines Lebenszyklus angekommen sei. „Wir müssen unsere einzige örtliche Badestelle, abgesehen vom gefährlichen Rhein, nur etwas helfen und diese entsprechend pflegen. Hier lässt sich für schmales Geld leicht mehr Lebensqualität für unsere Bürger erzeugen. Den Wunsch des Pächters vom Treff am Badesee am See eine Ganzjahresgastronomie anzubieten halten wir für ein unterstützenwerte Idee“, so Kramer. Über den Rheinpark vorbei an der Wasserschutzpolizei ging es zum Hafen, wo die Umgestaltung der Hafenspitze thematisiert wurde. „Die Umgestaltung der Hafenspitze zur Attraktivitätssteigerung, zur Förderung von Tourismus und Naherholung und zum Verweilen kann in Abstimmung mit allen Beteiligten gelingen. Allerdings darf es keine Verlierer geben. Die Interessen aller Altersgruppen, von Gastronomie, Rheinhafen, Marina und dem Fischerfest müssen bei der Umgestaltung berücksichtigt werden“, erläuterte Herbert Weckerle, mit Hinweisen auf die unterschiedlichen Baumaßnahmen, die 2022 nach dem Fischerfest beginnen sollen. Es sei eine Einschränkung für die älteren aber auch für die nicht mehr so mobilen Menschen, wenn diese mit einer Schranke aus Richtung Rheinstraße von der Hafenspitze ausgesperrt werden, betonte Silvia Draut. Da müsse nachgebessert werden. Eine andere Teilnehmerin verwies auf ihren 91-jährigen Vater, der mit dem Auto an die Hafenspitze fahre, um dann seinen Klappstuhl aufzustellen. Das könne er dann nicht mehr tun, wodurch ihm Lebensqualität weggenommen werde. Der stärker werdende Regen führte dann aber die Teilnehmer zum Aufsuchen eines etwas geschützteren Fleckchens, wo noch der Störfall bei der Firma Solvadis und die dort geplante Erweiterung Thema waren. Bereits im Vorfeld hatte sich Landrat Thomas Will deutlich dazu geäußert: „Solvadis muss endlich seiner Verantwortung bewusstwerden und die Desinformationspolitik aufgeben. Ein Störfallbetrieb so nahe an der Wohnbebauung geht meiner Meinung nach nicht. Hier muss auch das Regierungspräsidium eine eindeutige Position beziehen, so Will. Horst Nadler von der Bürgerinitiative Bürger in Acht „Bi8“ war ebenfalls vor Ort und berichtete über die Hintergründe des Störfalls vom 29. Juli. Auf die Frage, warum nach dem Austritt von mehreren Hundert Litern Xylol keine Alarmauslösung erfolgte, antwortete Georg Lammers von Solvadis: „Dieses Schadensbild ist neu und wurde bisher nicht betrachtet. Für die Zukunft werden technische Lösung erarbeitet und umgesetzt, die ein unkontrolliertes Auslaufen erkennen und Alarm auslösen.“ In einer Pressemitteilung habe sich Georg Lammers, der Bereichsleiter der Solvadis für die „spätabendliche Störung“ entschuldigt. Es sei schon erstaunlich, so Nadler, wie man mit so einer niedlichen Umschreibung diese im Raum stehende Gefahr herunterspielte. Wären die Temperaturen über 23 Grad Celsius gelegen, hätte es zu einem richtig großen Schadensfall kommen können, ist sich Nadler sicher.