Gernsheim, 4. März 2022 – Unter dem Motto „Für Frieden und ein geeintes Europa“ hatten die Gernsheimer demokratischen Parteien, die kirchlichen Vertreter und die Bürgerinitiative ‚Bürger in Acht‘ (Bi8!) zu einer Kundgebung am Aschermittwoch, dem 4. März 2022, auf dem Stadthausplatz eingeladen und mehr als 300 Teilnehmer waren gekommen. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen den von Russlands Präsident Wladimir Putin initiierten Krieg gegen die Ukraine und solidarisieren uns mit den Menschen dort“, hieß es in einer Mitteilung der Organisatoren, die weiterhin die Wahrung des Völkerrechts und der Demokratie fordern. „Sie verursachen unermessliches Leid, das sich in den weinenden, apathischen Gesichtern der Kinder, Mütter, Großeltern und aller Menschen auf der Flucht widerspiegelt“, betonte Ute Dullmaier von der Bi8 mit Blick auf Putins menschen- unwürdiges Treiben in der Ukraine. „Ich wünsche mir, dass alle Personen, die aktiv am Friedensprozess teilhaben, Kraft, Geduld, Offenheit, Weitsicht, Kreativität und Durchhalte-vermögen mitbringen, um geeignete Mittel zu finden, die einen baldigen Frieden und ein geeintes Europa wahrwerden lassen“, betonte Dullmaier weiter.
Bürgermeister Peter Burger, der sich mit seinen Kollegen in den Partnerstädten Bar-sur-Aube und Świecie abgesprochen hatte, betonte, dass die Solidarität auch jenen Russinnen und Russen gelte, die sich in diesen Tagen zur Wahrung der Menschenrechte und des Völkerrechts und zu einem friedlichen Miteinander der Völker und Nationen bekennen und die für ihr mutiges Eintreten politische Verfolgung im eigenen Land in Kauf nehmen würden.
„Wir widersprechen all jenen, die Krieg als ein legitimes Mittel zur Erreichung politischer Ziele betrachten, die zur Durchsetzung einseitiger Interessen ihre Mitmenschen ihrer Freiheit und Grundrechte berauben und die andere kulturell, sprachlich oder sozial benachteiligen“, so Burger. Birgit Weinmann sprach für den Verein Memor und betonte, dass sie mehr als sechs Jahrzehnte Frieden, Freiheit und Demokratie erleben durfte und als überzeugte Europäerin sehr froh darüber sei. In diesen Kriegstagen werde immer wieder von einer Zeitenwende gesprochen. „Ein harmlos erscheinendes Wort angesichts der Tatsache, dass Autokraten und irrwitzige Kriegsbetreiber die Ukraine überfallen und den Frieden in ganz Europa, ja der ganzen Welt aufs Gefährlichste bedrohen, richtiger gar – ihn damit direkt angreifen“, so Weinmann.
„Das russische Staatsoberhaupt möchte, dass in Europa wieder das Recht des Stärkeren gilt. Wir sind jedoch von der Stärke des Rechts überzeugt. Hier wurde nun ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg unternommen. Russland muss diesen beenden und die territoriale Souveränität und Integrität der Ukraine wiederherstellen“, so Marco Piscopia für die Grünen.
„Für Deutschland muss dieser Konflikt ein Weckruf sein, welcher bereits eine Kehrtwende in der Außen- und Sicherheitspolitik eingeläutet hat. Die Stärkung der Bundeswehr wird der Abschreckung dienen, wir können uns nicht länger geopolitisch wegducken“, so Piscopia.
Als ein Zeichen des Friedens und der Solidarität, aber auch ein Zeichen des Zusammenhalts, wertete Noah Schollmeier von der SPD die Veranstaltung auf dem Stadthausplatz. „Putin greift völkerrechtswidrig ein Land an, das für alles steht, was er zu verhindern versucht. Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung und eine Gesellschaft, die für unsere Werte steht. Dieser Angriffskrieg ist keine Befreiung. Dieser Krieg ist ein Angriff auf unsere fundamentalen Werte“, so Schollmeier. „Russland führt keinen Krieg gegen die Ukraine. Putin führt einen Krieg gegen unsere demokratischen Werte und alles, wofür unsere Gesellschaft steht.“
„Wir teilen ein Gefühl der Trauer, der Verzweiflung, der Empörung und des Zorns wegen der unmenschlichen Angriffe auf unschuldige Menschen“, betonte Michael Trock für die CDU. Machtlos und ohnmächtig müsse man mitansehen, wie 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder mitten in Europa offensichtlich das Recht des Stärkeren mehr zähle als das Völkerrecht, zu dem sich doch auch Russland bekannt habe.
„Vor etwa 2000 Jahren war es die Autorität, die Worte und das Leben eines friedliebenden Wanderpredigers namens Jesus, die die religiösen Machthaber das Fürchten lehrten. Auch sie sahen keinen anderen Weg als die Gewalt und den Tod des scheinbar Ohnmächtigen, um an den alten Ordnungen festzuhalten und die Kontrolle über das Volk zu behalten“, betonte Pfarrer Claus Munstein. „Der Tod des Unbequemen erschien ihnen als Lösung ihrer Probleme. Und ihr Plan schien tatsächlich aufzugehen! Jesus tot, die Hoffnungen und Träume seiner Anhänger zerstört. Doch dann kam Ostern!“, so Munstein weiter.
Zum Abschluss verlas Pfarrer Clemens Wunderle ein Gebet von Papst Franziskus, das wie folgt endet: Gib, dass unser Herz sich allen Völkern und Nationen der Erde öffne, damit wir das Gute und Schöne erkennen, das du in sie eingesät hast, damit wir engere Beziehungen knüpfen, vereint in der Hoffnung und in gemeinsamen Zielen.
Pfarrer Wunderle forderte die Anwesenden auf, für Putin zu beten, so sie dies können, denn er könne diesen furchtbaren Krieg beenden!